Seit Schülerzeitungszeiten sage ich immer wiedermal was über Bücher, Autorinnen und Autoren. Via Zeitung, Zeitschrift, Rundfunk und Internet-Plattform. Hier Zitate daraus. Und sonst.
TIPPS & WARNUNGEN
Buch⎥Kritik⎥Ereignisse
Christine Sterly-Paulsen: Gegenliebe - Roman
Kulturmaschinen Verlag
Als Alptraum
Aus dieser Welt will eine nur noch ausbrechen: Beeil dich, sonst ist es zu spät. / Zeig nicht dein Gesicht. / Verbirg dich in den Städten. Also bricht Cleo aus, sie packte ihre Zahnbürste ein. Stiefel und Tasche, alles war bereit. Bloß hinaus. Sie musste es schaffen, irgendwie in die abgeschotteten Instabilen Zonen zu kommen. Nur dort noch, wenn auch jede auf sich gestellt, wäre echtes Leben. Freies Leben. In dieser Welt, aus der sie flüchten musste, herrschte Kontrolle total. Durcherlaubt wie durchverboten und durchbeobachtet. Jedes selbstgewählte Wagnis war ein Regelverstoß. Und der führte direkt in den Knast. Den Augen der sogenannten Wohlfahrtsbehörde entging nichts
Als ihre Liebe Jacques verschwindet, packt Cleo ihr Bündel und macht sich auf den Weg. Einen Weg, den die Autorin mit Leidenschaft fürs Dystopische hingebungsvoll beschreibt: „als Alptraum, den man zu Ende träumen muss“, so Christine Sterly-Paulsen selbst über ihren Roman. Kurz bevor es zu spät wäre, bricht Cleo auf: Es dämmerte schon, oder immer noch, einer dieser Tage, an dem der Himmel jeden ahnungslosen Fußgänger erschlug.
Und weil die Autorin es gut und konsequent meint in ihrer Geschichte, meint sie es schlecht mit uns Lesenden und erzählt mit Zunder. Aller solidarischen Bereitschaft, Cleo auf dem Weg in die Freiheit sozusagen freundschaftlich zu begleiten, fährt Sterly-Paulsen einfühlsam destruktiv in die Parade, wer es es schön haben will, muss durchs Hässliche: Sie überlegte von den Zigaretten zu essen, die der Alte ihr gegeben hatte. Zwei oder drei, so hatte sie gehört, reichten aus, einen Menschen umzubringen. Sie hatte auch gehört von Leuten, die Glassplitter schluckten und Putzmittel tranken, in den Lagern und Anstalten, wo man sonst an nichts herankam.
Sterly-Paulsens Sprache ist die einer durch und durch bewusst Erlebenden, der es großes Vergnügen bereitet, Traumtänzerinnen die Laune zu verderben und Mutigen zur Seite zu stehen. Wer mit ihr durch die Seiten geht, wird reich belohnt und kommt in ein Land unter dem Wasser, es ist dort, wo die Heiler und Seher hingehen, um ihren Göttern zu begegnen. Es ist eine grünlich schimmernde Zuflucht, manchmal grau zerwühlt, manchmal rot von Erde und Blut.
Christine Sterly-Paulsen: „Gegenliebe – Roman“; Kulturmaschinen Verlag, 240 Seiten, Taschenbuch 16 €; Hardcover 24 €.
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Reimer Eilers: Mit Magellan – Roman
Kulturmaschinen Verlag
Magellan ist kein Ahab auf maritimer Psychofahrt
Das Opus Magnum des Reimer Boy Eilers ist nicht mehr und nicht weniger als ein frisches Stück Weltliteratur: Der Roman „Mit Magellan“ / Von Marco Sagurna
In Herman Melvilles Roman Moby Dick aus der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich der Matrose Ismael in romantischer Überhöhung entschlossen, auf einem Walfänger anzuheuern, um dort unter dem wahnsinnigen Kapitän Ahab Seeabenteuer zu bewältigen. Eine Geschichte, die sich so eben noch auf dem Grat hält: über den Wellenkronen, kurz bevor alberne Seeungeheuer durch die Gischt fauchen, um Schiff und Besatzung zu verspeisen. Das hat sich Autor Reimer Boy Eilers zur Brust genommen; das ist die literarische Benchmark, die er sich gegeben hat. Und in Verehrung des großen Seefahrerromans beflaggt er die Ambitionen auf seinem literarischen Dickschiff anspielungsreich mit seinen drei Hauptfiguren. Deren Abenteuer auf der ersten Weltumseglung der Flotte des Fernando Magellan vor 500 Jahren machen den großen Namen und die Taten des Admirals lebendig: als Würdigung wie als Entzauberung gleichermaßen. Der Roman ist Feier einer Großtat und Mahnmal in einem.
Anstelle eines gebildeten Söhnchens aus reichem Hause, das sich wegen seiner Algenblütenträume freiwillig auf einen berüchtigten Walfänger begibt, wie bei Melville, schickt Eilers den jungen Helgoländer Fischer Pay Edel Edlefsen durch ungünstigste Verkettung ungünstigster Umstände unfreiwillig an Bord der magellanschen Flotte. Und beschützend gegen die Feindseligkeiten wie die Bösewichter des Lebens, stellt er ihm statt Walharpunier Queequeg aus der Südsee den Grönländer Seehundjäger Qivitoq und anstelle des Steuermanns Starbuck den maurischen Kosmographen Magister al Gharb zur Seite. Womit auch genug der huldigenden Verbandelung ist mit Moby Dick. Eilers will mehr.
Magellan ist kein Ahab auf maritimer Psychofahrt; der Portugiese Magellan und seine Flotte umsegelten tatsächlich als Erste die Welt und bewiesen: die Erde ist eine Kugel. Der dokumentarisch gefestigte Roman entlarvt Magellan als Entdeckerhelden, dem alle Mittel recht sind, um durch einen Handel über die Weltmeere hinweg die erste Glocke der Globalisierung anzuschlagen, für seinen Auftraggeber, den König von Spanien. Respektlos allen vorgefundenen Kulturen gegenüber, unbarmherzig, brutal und rücksichtslos:
Das milde herrliche Madeira — das heißt im Deutschen die Holzinsel — war anfangs, also seit den Schöpfungstagen, von einem unbequemen Wald bedeckt, den die Entdecker augenblicks anzündeten und sieben Jahre brennen ließen, bis sie mit den Verhältnissen zufrieden waren. Das gibt zu denken, und was ich an den tüchtigen Portugiesen gewiss zu kritisieren habe, ist Folgendes, dass sie nicht rechtzeitig im Paradies gelandet sind, um den Apfelbaum niederzubrennen, bevor Adam davon schmeckte und uns allen den Sündenfall einhandelte.
Als Erzähler des Romans beginnt der Held der Geschichte: Lies die drei Kreuze als Pay Edel … +++ … Das bin ich. Also, ich bins nicht voll und ganz in meiner hochwohlgeborenen Wenigkeit, nur in recht ärmlicher Verkleidung, die passt mir nun nicht mehr, fort damit! Denn am Anfang war das Wort und kein Kreuz, über das man erst Worte machen muss, um zu wissen, was es bedeutet. Und so kommt es mir nun vor, jawohl, der Unterschied, der zwischen den Kreuzen und den Buchstaben liegt, ist die ganze Welt. Niemand auf dem Hilligen Eiland soll sich Sorgen machen, ich bin gesund und munter genug, um alles aufzuschreiben, was sich auf meiner Reise zugetragen hat.
Eilers wagt etwas: er gibt seinem Roman eine Intonierung, die 500 Jahre vor unserer Zeit suggeriert. Eine Sprache, die so tut als ob. Auf diesen Duktus sich einzulassen, das ist erst sperrig, doch nach einigen Seiten zieht es hinein in die Welt des Fischers Pay Edel. Das ist nur einer der literarischen Kunstgriffe, mit denen Eilers die Geschichte durchkomponiert hat.
Auf die Spitze treibt der Autor seine Sprache aus der Vergangenheit im gut 70-seitigen Epilog dieses Band 1 der Trilogie mit einem vom poetischen Kosmographen al Gharb auf dem Schiff zwischen dem spanischen Festland und den Kanaren verfassten Versepos. Außerdem pimpt Eilers das Gestern mit seinem kritischen Wissen vom Heute und zerstört damit die letzte Hoffnung derer, die nach 100 Leseseiten nicht aufgegeben haben, zu glauben, sie würden vielleicht doch noch eine reine Abenteuergeschichte bekommen. Nein, das bekommen sie nicht. Jedenfalls nicht so, wie womöglich erwartet. Eilers taucht uns in die Vergangenheit und haut uns in ihr die Gegenwart um die Ohren. Wobei er der Geschichte immer wieder auch offensichtlich autobiografische Züge verpasst, indem er etwa aus dem Roman-Helden sein Alter-Ego sprechen lässt:
Insulaner haben keine Wahl, sie müssen sich selber genügen. Das gibt ihnen auf Dauer eine Stärke und Unverwechselbarkeit. Zugleich kann der nächste Sturm ihr Gemeinwesen davon blasen. Ein Haus auf einer Insel ist ein Achterdeck, das allein von Rasmus Gnaden und Gottes Barmherzigkeit auf dem steinernen Rumpf getragen wird. Richtig kleine Inseln werden von jedem Sturm durchgeschüttelt, aber auch von jedem Schiff, das auf der Reede seinen Landfall macht. Besonders schlimm ist die Entdeckung fremder Eilande durch die christlichen Nationen, die in meinen Tagen, Gott sei’s geklagt, sich mit ihren uneingeladenen Besuchen überschlagen. Das habe ich erst unterwegs begriffen.
Das Geflecht aus Figurencharakteren, auktorialem Geschichtsbewusstsein sowie einer artistischen Fabulierfreude macht auch eine weitere über die literarische Ambition en passent eingebaute Absicht des Romans deutlich: Der Autor von der gepeinigten Insel Helgoland setzt seiner weggebombt verhinderten Heimat ein poetisches Denkmal. Eilers konnte nur nicht auf dem „Hilligen Land“ Helgoland geboren sein, weil der Lebensort seiner Familie nach einem Angriff von 1000 britischen Bombern an zwei Tagen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erst evakuiert wurde und dann bis Anfang der 50er Jahre als Übungsziel britischer Bomber herhalten musste. Die Insel komplett aus der Nordsee zu sprengen, das war den Briten trotz größtem Big Bang aller Zeiten nicht gelungen.
Mühelos wirkt das eilerssche Schreibspiel, wie wann und wodurch er welche Überraschungen in den linearen Handlungsstrang einer Seefahrt einflicht. Die im Vorfeld des eigentlichen Seefahrtabenteuers über einige Kapitel quälend gestreckte Bekanntschaft etwa zwischen Pay Edel und der Matrone Mevrouw, wie sie den Helden vor Betrug und Abzocke rettet, es aber bis kurz vor der finalen Rettung nicht klar ist, wird die Matrone Mevrouw selbst es sein, die Pay Edel den kapitalsten Betrug verpasst. Das kommt mit einer psychologischen Wucht wie flimmernden Exotik, als habe Eilers mal eben so etwas wie Defoes Robinson Crusoe als Nebenhandlung eingestreut. Weil ers kann. Und poetisch dicht ist der Verfasser auch in seinen Vorspielen:
Es war zur Mittagszeit, wo jedermann Siesta hielt. Die Hitze war beinahe unerträglich, und auf der staubigen, sonnendurchglühten Straße, die vom Mühlenhafen nach Triana führte, war keine Menschenseele zu erblicken. Vereinzelte Palmen und Pappeln säumten unsern Weg, ein Stapel verrottender Hölzer, zerbrochene Ziegel und Haufen von weiterem Bauschutt, einige Schuppen, flankiert von struppigem Gebüsch. Eine Eidechse huschte unter die Ziegelscherben, und ein paar Straßenhunde verkrochen sich in den räudigen Schatten der Büsche. Die Stille um uns war so tief, dass ich von Ferne deutlich die würgenden Laute einer Knochenflöte hören konnte.
In Reimers Roman lerne ich (die) Menschen kennen, mitfühle die subtilen Entwicklungen ihrer Beziehungen untereinander. Ich begegne wirklichen Wesen, wie Naturgewalten, Schöpfung, Unbekanntem wie Unerklärlichem. Eilers schreibt eine kompromisslose Prosa, wie sie sich nur wenige Dichter*innen trauen, hierzulande etwa Jan Koneffke. Schon dieser erste Teil der Romantrilogie mit seinen über 500 Seiten ist eine erzählerische Großtat. Band 2 ist, durchlektoriert von Schriftstellerkollegin Christine Sterly-Paulsen im Satz. Die Spannung hält und steigt. Das zweite Buch ist wohl diesen Herbst zu erwarten. Schon jetzt hat Reimer Boy Eilers einen neuen Fakt geschaffen: Wenn fortan jemand das Heilige Land erwähnt, wird das mit einer Rückfrage verbunden sein: Meinst Du Israel oder Helgoland?
„Mit Magellan – Band 1 Die Ausfahrt. Vom Hilligen Eiland nach Sevilla“; Kulturmaschinen Verlag, 522 Seiten, Taschenbuch 19,50 €; Hardcover 32 €.
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Ingvar Ambjørnsen: Lieb mich morgen – Roman
Verlag Fretz & Wasmuth
„Wer keinen der ersten Elling-Romane kennt, wird ‚Lieb mich morgen‘ mit Hochgenuss lesen können, ohne etwas zu vermissen. Ohne das Gefühl zu haben, der Geschichte fehle etwas. Einer Unterlassungssünde aber käme es gleich, diese temporeiche, tragikomische Geschichte zu empfehlen, ohne es ans Herz zu legen, auch zu den anderen zu greifen.“
NDR – Norddeutscher Rundfunk⎪msa
Artur Becker: Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken – Roman
weissbooks
„Wer Masuren liebt und die von geheimnisvoller Putzigkeit getriebenen Menschen dort kennen lernen will und wer das beharrliche Plätschern einer Geschichte zu schätzen weiß, wird viel Freude haben an dem Wälzer.“
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Rolf Dieter Brinkmann: Westwärts 1&2 - Gedichte
Rowohlt Taschenbuch Verlag
Unverzichtbar. Spektakulär. Vernichtend wie wegweisend. Das Buch gehört in jeden Haushalt.
Zunächst hatte sich Brinkmann zusammen mit Ralf-Rainer Rygulla noch durch die Nächte und Tage gelesen, um als Herausgeber der Anthologie ‚ACID – Neue amerikanische Szene‘ (1969) den in Deutschland durchlesenen Literatur-Kosmos provozierend zu erweitern. Durch Übersetzungen wie Nachdichtungen etwa von Frank O’Hara, Ted Berrigan, Ron Padgett, William S. Burroughs, Gerard Malanga, Taylor Mead oder Charles Bukowski, die ins Deutsche übertragen hier teils zum ersten Mal zwischen die Buchdeckel kamen.
Für ‚Westwärts 1&2‘ war es Brinkmann schließlich gelungen, aus dem besten Amerikanisch ein bestes Deutsch zu entwickeln. Wichtig für frisch durchzublasende Hirne. Wichtig für zahllose Schreibende. Immer wieder, zusammen mit anderen Literaturfreundinnen und Musikern, habe ich Texte aus diesem Buch auf Kneipen-Lesungen wie in anderen poetischen Räumen zum Vortrag gebracht. Ein großer Spaß.
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``Eine Entdeckung: unveröffentlichte, einer Schulfreundin gewidmete Gedichte Brinkmanns``
Marco Sagurna in: DIE ZEIT, 13. April 1990:
Margret Buerschaper: Meerweit Moor – Gedichte
Marburger Bogendrucke
„Wie eine Fotografin lenkt sie ihren literarischen Blick gezielt auf das vorhandene Inventar der Natur.“
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Markus Bundi: AusZeiten – Miniaturen
Wolfbach-Verlag
„Lyrik soll rumoren. Neben mancher noch recht schüchterner Nachdenklichkeit zeigt er viel Sinn fürs poetische Bild. Nicht mit Gewalt stempelt er die Zeilen ab nach der Devise: Sieht her, dies ist ein Gedicht. Leise verwebt er Gedanken, Bilder und Alltag in seine Miniaturen.“
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Markus Bundi: Emilies Schweigen – Novelle
Verlag Klöpfer & Meyer
„120 wohltuend klar und emotionslos formulierte Seiten um den verschrobenen wie ehrgeizigen Pflicht-Verteidiger David und seinen ersten Prozess.“
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Else Buschheuer: Masserberg – Roman
Diana Verlag
„In frechfrischem Ton erzählt Buschheuer die Krankengeschichte der 17-jährigen Mel, ihren Lebensabschnitt in einem Augenklinikum. Ein nettes Görenstück durchwirkt von körperlich-seelischem Schicksal.“
Neue Presse – Hannover⎪msa
Dirk Dasenbrock: Gedichte
Verlage: Eiswasser / weerts / Luba
„Dirk Dasenbrock, hallo! Wir müssen mal über Gedichte reden“, knurrte es an einem schneeregenschmuddeligen Februartag 1988 aus dem Schnurtelefon bei mir zuhause in der Annabergstraße in Vechta. Dass einer so das erste Mal bei einem anruft, hat man auch nicht alle Tage, dachte ich und sagte „Ja!“. Und er: „Nicht am Telefon. Treffen wir uns nächste Woche. Ich wohne in Bremen und komme zu Dir“. Dirk Dasenbrock kam. Und fortan redeten wir über Gedichte. Zuletzt 2020, ein Jahr vor seinem Tod: Ein Buch wünschte ich mir von Dirk. Ein Buch mit neuen Gedichten von ihm.
Keine Lyrik in deutscher Sprache ist wie die von Dirk Dasenbrock. So melancholisch. So beseelt. Mit diesem Respekt vor dem Luftraum, den gute Texte um sich herum mitunter brauchen. Mit diesem Respekt vor den Wörtern, Dingen und Menschen. Vor den Menschen und ihren Schöpfungen. Etlichen Künstlerkolleg*innen widmete Dirk Gedichte. Dirk war ergriffen von Poesie, von Musik, von Kunst. Das bewegte ihn.
Sein erstes Gedicht in der von uns Vechtaer Student*innen einst herausgegebenen Literaturzeitschrift Grössenwahn war dem jung (in London) tödlich verunglückten Dichter Rolf Dieter Brinkmann (aus Vechta) gewidmet. Und dass seine eigenen Texte in unserem kleinen Magazin neben denen von Josef Haslinger, Jan Koneffke, Jiřjî Wolker oder Gerald Zschorsch zu lesen waren, das gefiel Dirk Dasenbrock sehr. Und später, als Dirk und ich zusammen die Literaturzeitschrift Eiswasser gründeten, schafften wir es, dass sich dort beste Gedichte bester Dichter*innen tummelten.
Dirk überzeugen zu wollen, sich mit seinen eigenen Gedichten dorthin zu bewegen, wo er hingehört, in den renommiertesten Buchverlag nämlich, das war sinnlos.
So wie es dem gebürtigen Goldenstedter Dirk gefiel, dass er an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit einer seinen Eltern gewidmeten Arbeit über den Lyriker Georg von der Vring (aus Brake) magna cum laude zum Dr. phil. promoviert zu werden, so gefiel es ihm als Redakteur in Vechta bei der Oldenburgischen Volkszeitung zu arbeiten, dabei aber 70 Kilometer entfernt mitten im „Viertel“ seiner Lieblingsstadt Bremen nah seinen Freund*innen nah der Kunsthalle nah der Glocke nah dem Ambiente nah dem Weserstadion zu wohnen. Und so gefiel es ihm, dass kleine Verlage seine Gedichte publizierten – auch wenn es ihn sicher nicht gestört hätte, würde etwa Hanser bei ihm angeklopft haben. Selber schuld, wenn die nicht auf ihn kommen.
Nur so, wie es ihm gefiel, so gefiel es Dirk. Und wenn es ihm gefiel, dann konnte Dirk so charmant sein, wie er knurrte. So charmant, dass er es tatsächlich einmal schaffte, die große scheue Donna Leon in seiner zweiten Lieblingsstadt – natürlich Venedig – für ein Interview zu besuchen. Im November.
Uns zu gefallen, uns zu beseelen, bleibt sein Leben von Liedern von Worten von Silben // zu Reimen zu Strophen zu Klang in den Lyrikbänden: „Aus der Savanne „Wiederkehr“, „Im Tumult“ und „23 Gedichte“. Alle lesen.
Lieblingsbücher⎟msa
Ulrike Draesner: gedächtnisschleifen – Gedichte
Suhrkamp Verlag
„Hier schreibt eine sehr gebildete Autorin, und das wird manchen größtes Vergnügen bereiten. Andere wird es ärgern.“
Oldenburgische Volkszeitung⎪msa
Kurt Dravert: Privateigentum – Gedichte
Suhrkamp Verlag
Als der Dichter Kurt Drawert 1993 in Klagenfurt den so klangstarken Ingeborg-Bachmann-Preis gewann, machte ich gerade meine (zeitungs)journalistische Ausbildung, war Volontär bei der Ippen Verlagsgruppe in Syke. Das liegt bei Bremen, und Drawert lebte dort ganz in der Nähe: in Osterholz-Scharmbeck.
In der Kulturredaktion verankert, sah ich meine Chance: Ein paar Tage nach der Preisverleihung suchte ich im Telefonbuch nach Drawerts Nummer. Fand sie. Rief an. Er selbst war am Apparat. Und trotz dass der Dichter soeben einen zügellosen Medienmarathon hinter sich hatte, durfte ich, der Volo von der Kreiszeitung Syke, kommen. Und das gleich zu ihm nach Hause!
Stolz, diesen Coup gelandet zu haben, fuhr ich eine Stunde früher los, als das eigentlich nötig war. Mit meinem BabyBenz. Auf gar keinen Fall wollte ich zu spät kommen. Nach Osterholz-Scharmbeck musste ich durch Bremen; und mitten auf einer Autobahnabfahrt, wegen schweren Unfalls kurz vor mir, blieb ich zweieinhalb Stunden stecken. Nicht vor, nicht zurück ging es. Mobiltelefon, das war noch nicht.
Und als ich eine gute Stunde nach unserer verabredeten Zeit bei Drawert an der Tür klingelte, schimpfte der wie ein Rohrspatz. Anständig verdiente Beschimpfung, bevor er die Tür zuknallen würde, dachte ich.
Um Entschuldigung haspelnd, erwähnte ich Unfall und Stau und dass ich wirklich extra früh losgefahren sei. »Na gut, zehn Minuten«, erlöste mich der Dichter von der größten Schmach.
»Kreiszeitung, was für ’ne Kreiszeitung? Haben die überhaupt eine Kulturseite?« Da musste ich also auch noch durch. Dann kamen wir ins Reden. Hörten nicht mehr auf mit Reden; Drawert sagte gar seinen Zahnarzttermin ab und beschwor: »Gedichte: Das ist die Königsdisziplin!« Nach drei Stunden verließ ich ihn mit einem wunderbaren Interview im Sack. Mein erster – und dann gleich richtig fetter – Aufmacher.
Ein paar Jahre später luden wir Kurt Drawert ein nach Vechta, zum Literarischen Abend der Brinkmann-Gesellschaft.
Auf dem Weg zu uns verpasste Drawert seine Fähre über die Weser; rief an von einer Telefonzelle, es täte ihm furchtbar leid, wenn noch, müsse er viel viel später kommen. Er könne verstehen, falls wir seinen Auftritt absagten.
Der Saal im Gulfhaus aber war schon proppevoll. Ich schilderte den Gästen die Lage. Niemand ging. Und eineinhalb Stunden später, um 21:30 Uhr, traf – bejubelt – der Dichter ein. Und las. Es wurde ein großartiger Abend. Bis in die Nacht.
ein Lieblingsbuch⎪msa
Reimer Boy Eilers : Mehr Nordsee - Gedichte
Kulturmaschinen Verlag
Süßer die Möwen nie singen. Pocht Euch das Herz im Hals, wenn Ihr an die Lange Anna denkt? An Möwen? An Ebbe und Flut? Werden Euch auf dem Weg in den Norden schon hinter Hannover die Augen feucht vor Glück? Ja? Dann wollt Ihr es haben, dieses salzig süße Buch. Unbedingt. Aus dem Gedicht ins Gesicht spritzt Gischt. Aufgeschrieben von einem Seebär, der „auf den Hummerklippen“ aufgewachsen ist; mit einem Leuchtturmwärter als Großvater; mit einem Haifischer als Onkel. Die Lyrik von Reimer Boy Eilers ist für Fans und Verliebte: Mehr Himmel als Erde / Nichts bleibt gleich / Ein Kuss auf dem Deich / Ändert den Horizont. Nordsee ist nicht Mordsee.“
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Urs Faes: Und Ruth - Roman
Suhrkamp Verlag
„Faes’ siebter Roman ist ein Meisterstück. Überraschend verwoben und voll von Poesie.“
Neue Presse – Hannover⎪msa
Ludwig Fels: Die Sünden der Armut - Roman
Literaturverlag Luchterhand
„Ludwig Fels erzählt eine Geschichte, deren Details nicht geschrieben, sondern gelebt erscheinen. Man findet sie bei ihm nicht, die Selbstgefälligkeit jener Underdogs auf Zeit, die sich nur schmücken mit Müll und Subkultur.“
GRÖSSENWAHN – Zeitschrift für Literatur⎪msa
Thomas Glavinic: Der Kameramörder - Roman
Verlag Volk & Welt
„Thomas Glavinic hat eine atemberaubende Geschichte zusammengepuzzelt. Mal zum Wiehern komisch, mal zum Schreien fürchterlich. Und dazu kommt: der Wiener schreibt wie kein anderer. Als habe man einem stocksteifen Amtssekretär LSD in den Kaffee getan und ihn dann gezwungen ein familiäres Protokoll des alltäglichen Medienwahnsinns zu verfassen. Kolossal abgedreht.“
Neue Presse – Hannover⎪msa
Frank Goosen: So viel Zeit - Roman
Heyne Verlag
„Irritierend, dass Frank Goosen die 40-Jährigen besonders gerne mit Wörtern umwabert, die eigentlich Männer Mitte 60 vorstellen. Wenn das Quintett der alten Säcke nach einigen Anlaufschwierigkeiten denn aber die Bühne rockt wie mit 16, dann muss man sie lieben.“
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Günter Grass: Auf einem anderen Blatt
Steidl Verlag
„Sein vielleicht schönster, sicher aber farbigster Bildband.“
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Martin Gülich: Vorsaison - Roman
Zu Klampen Verlag
„Gülich erzählt frisch und locker in der Sprache eines 13-Jährigen. Zum Schmunzeln und Brüllen komisch.“
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Durs Grünbein: Nach den Satiren - Gedichte
Suhrkamp Verlag
„Das klingt bloß neunmalklug, langweilt mit Bildung. Mit Zutaten aus der Großmarkthalle der Dichtung hat Grünbein einen Eintopf angerichtet – und ihn zerkocht.“
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Gisbert Haefs: Raja - Roman
Goldmann Verlag
„Dichtung und Wahrheit zum Verschlingen.“
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Peter Handke: Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land
Suhrkamp Verlag
„Den fortlaufenden Dingen wohnt die Überraschung inne. Das Alltägliche übersetzt das Ungewöhnliche, Zustimmung provoziert Ablehnung, in den schönen Mündern der schönen Gesichter stecken faule Zähne. Handke träumt die Gemeinschaft der Menschen, die Stille im Einzelnen, zart und voll Sehnsucht, dann wischt er den Traum von der Tafel wie ein falsches Ergebnis.“
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Alexa Hennig von Lange: Ich bin’s - Roman
Zweitausendeins
„Kodderschnauze, volles Rohr. Frei weg, wie aus der Kneipe gekommen und nach einer quicken Liebesnummer ratztfatz an den Computer gesetzt und aufgeschrieben.“
Neue Presse – Hannover⎪msa
Josef Haslinger: Das Vaterspiel - Roman
S. Fischer Verlag
„Josef Haslinger reiht viele Geschichten aneinander. Erst zum Ende hin fügen sie sich zu einem Ganzen. Was zunächst kaum erahnbar ist, kommt dann als Paukenschlag. Der österreichische Autor ist ein Meister der Komposition und ein Künstler der sprachlichen Sinnlichkeit. Schreibt er Farben, leuchten sie. Schreibt er Gerüche, duftet es, oder es stinkt. Schenkt Haslinger Wein ein, schmeckt man die Lage. Einer der besten deutschsprachigen Romane überhaupt.“
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John Irving: In einer Person - Roman
Diogenes Verlag
„Endlich abgebrochen und abgelegt nach 270 Seiten. Trotz Sympathie für den Autor und bis dahin wohlwollendem Durchhaltevermögen: Es geht einfach nicht. Mich langweilt das. Wie kann einer so auswalzen, ohne etwas zu sagen. Über die Figuren nichts und nichts über das, was sich zwischen ihnen abspielt. Eine einzige, große Salbaderei. Nein, es langweilt mich nicht, es quält mich.“
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Zoë Jenny: Der Ruf des Muschelhorns - Roman
Frankfurter Verlagsanstalt
„Ihre Gabe, wunderbare Sätze zu formulieren, unterstreicht Jenny einfühlsam und ambitioniert, aber die Geschichte bleibt im Nebel.“
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Kirsten John: Schwimmen lernen in blau - Roman
Deutsche Verlags-Anstalt
„Schwimmen lernen in Blau heißt Kisten Johns 2001 erschienenes Roman-Debüt, aus dessen Manuskript Ein Drache für Paul wir in der Literaturzeitschrift Eiswasser zwei Jahre zuvor knapp 50 Seiten hatten veröffentlichen dürfen. Aufgeschrieben von einer Dichterin, die mit ihrer malenden Heldin alles riskierte, im Wort die Farben des Lebens zu entdecken. Welche und welche genau: »Ich überlegte mir, ob es eine Farbe für dieses Unverständnis gibt, das wie ein großes Fragezeichen wirkt, unter dem ich hindurchschlüpfen kann. Hat Gott Humor?« Nicht um Mut ging es John auf ihrer Suche. Was wichtig war für die Geschichte, das hatte allein der Text zu verlangen. Aufregend war es, diesen Roman entstehen zu sehen; hochverdient, dass er und seine Autorin dafür mit etlichen Literaturpreisen geehrt wurden.“
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Wladimir Kaminer: Militärmusik - Roman
Goldmann Verlag
„Launig, lebendig, quirlig aufgepeppte Unterhaltung ist das. Was zum Weglesen. Mit einem Lächeln im Gesicht.“
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Lew Kopelew: Aufbewahren für alle Zeit - Tagebuch
Verlag Hoffmann & Campe
„Anstrengend ist es, Kopelews Kriegstagebuch. Sehr! Was da ein russischer Offizier und Schriftsteller über seinen Einsatz im Ostpreußen des Zweiten Weltkriegs zusammen getragen hat, kommt so dicht und erschütternd, dass ich dieses kolossale Werk immer wieder zwischenparken muss. Ein geschriebenes Mahnmal, unmöglich hintereinander wegzulesen.“
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Jan Konneffke: Gelbes Dienstrad wie es hoch durch die Luft schoß - Gedichte
Frankfurter Verlagsanstalt
Aus dem letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts heraus leuchtet dieses Buch. Wie Koneffke, so schrieb bis dahin niemand. Die Menschen und Tiere seiner Gedichte leben anders. In eigener Zeit, an eigenwilligen Orten. Und in spezieller Gravitation.
Kennengelernt hatte ich Jan Koneffke auf einem Nachwuchsautoren-Seminar der Bertelsmann-Stiftung 1985, zu dem ein Dutzend Talente eingeladen war. Eine Woche lang lagen wir mit unseren Texten im feinen Übersetzer-Kollegium in Straelen auf dem Seziertisch dreier Lichtgestalten des Literaturbetriebs: Klaus Roehler, Christoph Buchwald und Roman Ritter. Dazu durften wir die Dichterin Ursula Krechel, Juristen und Medienredakteure kennen lernen. Und dass wir allesamt nicht verdursteten, auch dafür wurde hingebungsvoll gesorgt. Von Ursula.
Als studentische Herausgeber der Literaturzeitschrift GRÖSSENWAHN erstveröffentlichten wir 1986 und ’87 einige Gedichte, die später auch ins ‚Gelbe Dienstrad…‘ fanden. Und selbstverständlich luden wir Jan Koneffke nach Vechta ein. Zu einem Literarischen Abend. Der endete tief in der Nacht.
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Tanja Langer: Der Tag ist hell. Ich schreibe Dir - Roman
Verlag Langen Müller
„Verblüffend von der ersten Seite an. Und wer es schafft, sich tapfer durch die Mitte zu lesen, der bekommt am Ende wieder erzählte Geschichte, wie sie besser nicht zu schreiben wäre: Mord durch Bombe, Big Big Business & geheimnisvolle Liebe.“
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Christoph Meckel: Suchbild über meinen Vater
Claassen Verlag
„Außerordentliche (autobiografische) Prosa des großen Lyrikers“
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Magnus Mills: Die Herren der Zäune - Roman
Suhrkamp Verlag
„Was für ein herrlicher Quatsch.“
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Dirk von Petersdorf: Bekenntnisse und Postkarten - Gedichte
S. Fischer Verlag
„Er reimt über Alltägliches: über Ernie und bert, über Boris Becker, aber auch über die Ensamkeit des menschen und die flüchtige Zeit. Und er schreibt lange getragene Verse über die ‚Krumme Linie‘. Spielerisch und ernst. Und als einer, der sich selber nicht allzu ernst nimmt.“
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Rainer Maria Rilke: Das Stunden-Buch
Insel Verlag
Bibliothekar, Brinkmann-Guru und Freund Gunter Geduldig schenkte mir Rilkes 1899 – im Geburtsjahr meines Großvaters – im Insel Verlag Zweigstelle Wiesbaden – in meiner Geburtsstadt mithin – erschienene Stundenbuch zum 25. Geburtstag. Darüber und über den großen Gesang des Dichters darin freu ich mich noch heute.
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Ralf Rothmann: Gebet in Ruinen - Gedichte
Suhrkamp Verlag
„Der Sprachkrösus zählt zum Besten, was dichtet landauf, landab.“
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Peter Rühmkorf: wenn - aber dann : Vorletzte Gedichte
Rowohlt Verlag
„Als Wortvirtuose und Kenner von Klassik und Kollegen beherrscht er die lyrische Klaviatur rauf und runter.“
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Horst Samson: Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin - Gedichte
POP Verlag
Zusammen mit Johann Lippet, Herta Müller und Richard Wagner gehört Horst Samson zu der rumäniendeutschen Schriftsteller*innengruppe aus dem Banat, die sich in Rumänien auch literarisch zu wehren suchte gegen die Repressalien, Bedrohungen und Misshandlungen des Diktators Ceaușescu und seines durch und durch brutalen Geheimdienstes Securitate.
Schicksalhaft durch Schreiben wie Sprechen und Schreiben über Dichtung, insbesondere auch aus dem Westen hereingeschmuggelte Bücher sind die Dichtenden verbunden. Teils auch noch nach ihrer Flucht an einen Überlebensort – hier in Deutschland – in den 80er Jahren.
In den 90er Jahren stießen wir in Vechta durch unsere Literaturzeitschrift Eiswasser auf die mitunter sehr verstörenden Texte der Banat-Poesie. Wir publizierten und luden ein zu Lesungen. Erfuhren so über die besondere Konstellation dieser Schriftstellerei im Kampf um Luft und Freiheit für Wort und Leben. Aus Samsons eifriger Publikationspalette ragt ‚Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin‘ heraus. Ein Gewinn.
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Axel Schnell: Die Hauptstadt des Teufels - Eine Hannover-Apokalypse
unibuch Verlag bei zu Klampen!
„In Hannover hat diesen apokalyptischen Gaga-Kracher schon jeder im Bücherregal. Also rufe ich mindestens allen Niedersachsen zu: Kaufen & lesen, sonst versteht Ihr Eure Hauptstadt nicht wirklich.“
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Henning Schreiber: Drei Leben - Biographie über Henri Nannen
Bertelsmann Verlag
„Ausführlich, informativ und etwas hölzern.“
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Martin Semmelrogge: cresh - ein Portrait
Edition Outline
„In cresh versucht Semmelrogge (zusammen mit seinem Coautor Detlef Buthe) unsentimental und ungeschminkt eine Art literarisches Lebenspatchwork zwischen Leben und Theater.“
Verlagsgruppe Kreiszeitung⎪msa
Peter Stamm: Nacht ist der Tag - Roman
S. Fischer Verlag
„Die schöne und erfolgreiche Fernsehmoderatorin Gillian wacht im Krankenhaus auf und erfährt: Sie hatte einen Autounfall, bei dem ihr Mann starb und ihr Gesicht zerstört wurde. Wie sich dieses so hart attackierte Leben, zu dem sich noch das eines anderen gesellt, nun weiter entwickelt, das ist geschickt verwoben und ohne jede Koketterie wohlformuliert.“
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Jörg Stein: Nächtlinge - Gedichte
Eiswasser Verlag
Zusammen mit Freund*innen betrieb ich neun Jahre lang den Eiswasser Verlag, wo wir die Literaturzeitschrift „Eiswasser“ herausgaben und einige Bücher. Gerade so viele, dass wir jedem unserer Druckwerke die ihm gebührende Hingabe zuteil werden lassen konnten sowie eine angemessene öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen. Behutsam eben, so gingen wir zu Werke (einmal leider nicht, das war ein teures Fiasko, aber das ist eine andere Geschichte). Und als mir der Künstler und Lyriker Jörg Stein vorschlug, doch einen Band mit seinen Gedichten zu machen, wiegelte ich ab. Druckkosten, Vertrieb, Marketing, Lesungen, anständiges Autorenhonorar: Für die selbst bei guter Lyrik zu erwartende geringe Auflage nebst erforderlichem Kümmern sei das finanzielle Risiko zu hoch: »Du treibst uns in die Pleite, kaum dass wir begonnen haben!«
Das ließ er nicht auf sich sitzen. Und weil wir – selbstverständlich – Kostenbeteiligungen ablehnten, durchschlug Jörg Stein die Mauer mit einem unwiderstehlichen Vorschlag: Poesie-Aktien!
Er würde ein paar Dutzend Wandobjekte machen, Format 20 x 30 cm; Papier, Stoff, Farbe auf Holz. Das Motiv solle den graphischen Buchtitel variieren. Wir mögen solche Poesie-Aktien verkaufen bis ein ausreichender Betrag da wäre. Zum Preis von 250 Mark erhalte jede Poesieaktionärin eine erstaunlich preisgünstige Original-Kunst. Er allein werde davon locker 15 Stück absetzen… Dicke Backen konnte Stein schon immer gut machen. Aber aus denen blies er keine heiße Luft: Nach drei Wochen waren 28 Poesieaktien verkauft.
Mit fettem Budget gingen wir an die Arbeit. Format, Aufmachung, Volumen – wir waren in der Lage, auch kühne Wünsche umzusetzen. Jörg gab mir mehrere dicke textvolle Kladden mit und trug mir auf, auszuwählen.
Menschen, Eros, Orte, Geschichte. Stein spielt Text und Form ohne thematische Tabus in seinen lyrischen Rhythmus. Eine Woche lang verrammelten wir beide uns dann in seinem Atelier. Diskutierten teils heftig; prüften wieder und wieder die Auswahl. Nicht das. Doch. Nein, das auf keinen Fall. Das muss. Nein, das nicht. Aber das. Und das. Und das … Bis wir befanden: Jetzt! Jetzt ist es rund. Die „Nächtlinge“ wurden ein sehr feines Buch.
ein Lieblingsbuch⎪msa
Katharina Sulzbach: Westendladies - Roman
erst weissbooks, jetzt Droemer Knaur
„Für verregnete Sommertage oder zum Aperol Spritz am See die ideale Urlaubslektüre: Überdrehte Luxus-Schnitten aus der Gegend, wo Frankfurt am Main am mondsüchtigsten ist, irrsinnig überteuert, korrupt gemütlich und absurd.
Die Damen suhlen sich schick und schicker zwischen Affären, Dramen und Drämchen. Zwischen Erfolg und Niedergang. Zwischen Shabby und Chic. Dazu gibts eine anständig unanständige Kunstkriminette.
Die Charaktere passen. Die Umgebung stimmt. Das Tempo. Und darin verwebt Autorin Katharina Sulzbach auch noch ihren sehr eigenwilligen Humor. Einpacken. Mitnehmen.“
facebook⎪msa
Hannelis Taschau: Klarträumer - Gedichte
„Oft sind es Texte mit einem kleinen Geheimnis – und ohne jede Spur von dichterischer Selbstherrlichkeit.“
Neue Presse – Hannover⎪msa
Hans-Ulrich Treichel: Von Leib und Seele - Berichte
Suhrkamp Verlag
„Ein unaufdringles Kleinod humorig ruhiger Prosa“
Oldenburgische Volkszeitung⎪msa
Hans-Ulrich Treichel: Der Verlorene - Erzählung
Suhrkamp Verlag
„Das Vergnügen wünsche ich vielen Lesern.“
Oldenburgische Volkszeitung⎪msa
John Vermeulen: Der Garten der Lüste - Roman
Diogenes Verlag
„Der Garten der Lüste“, wie eines der berühmtesten Bilder des niederländischen Malers Hieronymus Bosch, so heißt dieses Buch. Und was der belgische Malerroman-Spezialist hier über den im ausgehenden Mittelalter lebenden Künstler zusammen getragen wie ersonnen hat, ist packend und erhellend von der ersten bis zur letzten Zeile. Boschs malerischen Wagemut sprachlich ebenso kühn vorzustellen, danach trachtete Vermeulen allerdings nicht. Ein Lesestoff, durchtränkt von Lust und Liebe wie triefend vor Blut der sogenannten Heiligen Inquisition.“
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Gerald Zschorsch: Stadthunde - Gedichte
Verlag Klett-Cotta
»Du stehst doch auf Gedichte. Lies!« – 1987 war es, da legte mir Suhrkamps Theaterverlagsboss Rainer Weiss dieses Buch auf den Tisch. Ich war Student und verdingte mich bei ihm in Frankfurt, wo ich die unverlangt eingesandten Manuskripte zu sichten und begutachten hatte.
In der Lindenstraße gegenüber dem Haupthaus saß ich in der alten Theaterverlags-Villa – (als ich dort unlängst spazieren ging, konnte ich nicht fassen, dass vom einstigen Literatur-Tempel nicht mal mehr eine Erinnerungstafel zu finden ist; wahrscheinlich schämt sich Frankfurt in seinen sündhaft teuren Grund und Boden, dass man Suhrkamp, dieses Monument deutscher Verlagsgeschichte, in eine andere Stadt hat ziehen lassen; aber das ist das Thema einer anderen, einer traurigen Geschichte). Sofort ergriffen mich das zschorscheische Versmaß sowie die poetische Wahrnehmung dieser ‚Stadthunde‘-Texte. So sehr, dass mir sogar beim lyrischen Cover ‚Es waren zwei Deutsche Kinder‘ die Tränen kamen.
Den großartigen Vorleser Zschorsch luden wir – von der Brinkmann-Gesellschaft aus – später nach Vechta ein. Die Zugabe im gut gefüllten Gulfhaus war der Knaller: Gedichttitel aus seinem Œvre mögen wir ihm zurufen, darum bat der Dichter. Und die trug er auswendig vor. Alle.
ein Lieblingsbuch⎪msa
„Dass dieser poetische Stadtführer, wie selbstverständlich datengebunden, im Bleisatz gesetzt, auf keiner Seite langweilig ist und voller Lieder, behaupte ich, und krächzt du etwas anderes:
Einen auf die Zwölf. Kannst du immer haben. Wenn du Schläge brauchst, mußt du es nur sagen.“
Grössenwahn – Zeitschrift für Literatur